Mental Load verstehen: Wie unsichtbare Arbeit Familien belastet – Interview mit Laura Fröhlich

Mental Load betrifft Millionen Menschen – vor allem Frauen in Familien. Doch was genau steckt dahinter, warum bleibt diese Last oft unsichtbar, und wie kann faire Aufgabenverteilung gelingen? In unserem Podcast sprechen wir mit der Bestsellerautorin und Expertin Laura Fröhlich über mentale Belastung im Alltag, Schuldgefühle beim Abgeben und erste Schritte in Richtung Veränderung.
Was ist Mental Load? Definition und Beispiele aus dem Alltag
Mental Load beschreibt die mentale Verantwortung für alle Aufgaben, an die „jemand denken muss“: Geburtstage, Kindertermine, Arztbesuche, saubere Sportkleidung, Brotdosen und emotionale Unterstützung – und das alles meist neben Job, Haushalt und Partnerschaft.
Diese Form der Arbeit ist unsichtbar, aber belastend. Viele Frauen fühlen sich „zuständig für alles“, ohne, dass es je offiziell besprochen wurde. Laura bringt es auf den Punkt:
„Mental Load ist Projektmanagement auf höchstem Niveau – aber ohne Pause, Bezahlung oder Wertschätzung.“
Warum betrifft Mental Load vor allem Frauen und Eltern?
Obwohl auch Männer und kinderlose Menschen Mental Load erleben, ist die emotionale und organisatorische Hauptverantwortung in Familien nach wie vor oft bei Frauen angesiedelt. Besonders in heteronormativen Paarbeziehungen wird Care-Arbeit selten gleichberechtigt verteilt.
Typische Szenarien:
- Eine Person denkt mit, plant vor, erinnert – die andere „hilft“.
- Aufgaben werden nicht gemeinsam abgestimmt, sondern automatisch verteilt.
- Der mentale Kalender läuft 24/7 – ohne Feierabend.
Laura Fröhlich: Vom Aha-Moment zur Aufklärungsarbeit
Laura Fröhlich gehört zu den ersten Stimmen in Deutschland, die öffentlich über Mental Load gesprochen haben. Ihr Aha-Moment? Ein Streit mit ihrem Partner, in dem er sagte: „Du hättest doch was sagen können.“ – Das machte ihr klar: Es geht nicht ums Fragen, sondern um Verantwortung.
Seitdem ist sie Autorin mehrerer Bücher, gibt Workshops und teilt Tipps auf Social Media, um das Thema sichtbar und verhandelbar zu machen.
Unsichtbare Arbeit sichtbar machen: Warum Kommunikation entscheidend ist
Mental Load kann nur reduziert werden, wenn wir darüber sprechen. Denn: Wer Aufgaben nur still übernimmt, wird oft nicht als belastet wahrgenommen.
Laura rät:
- Macht eine vollständige To-do-Liste aller Familienaufgaben.
- Klärt Zuständigkeiten, nicht nur Durchführung.
- Führt regelmäßige Gespräche – wie Team-Meetings.
Zentrale Botschaft: Es geht nicht ums „Helfen“, sondern ums Mitverantworten.
Häufige Missverständnisse bei der Aufgabenverteilung
- „Ich dachte, du machst das gern.“
- „Du hättest ja was sagen können.“
- „Sag einfach Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“
Diese Sätze zeigen: Fehlende Klarheit und Rollenbilder führen zu Frust. Laura empfiehlt klare Absprachen, Check-ins und einen offenen Blick auf Routinen und Erwartungen.
Warum du nicht perfekt funktionieren musst – und auch mal loslassen darfst
In ihrem neuen Buch „Familie als Team“ spricht Laura Fröhlich darüber, wie wichtig es ist, den eigenen Anspruch an Familienorganisation zu hinterfragen. Statt: „Wie machen es andere?“ → „Was brauchen wir wirklich?“
„Der Wunsch, alles perfekt zu machen, führt zu Überforderung. Familie darf auch unperfekt sein.“
Schuldgefühle beim Abgeben? Du bist nicht allein
Viele Frauen erleben Schuldgefühle, wenn sie Aufgaben abgeben oder Grenzen setzen. Dabei ist Selbstfürsorge keine Schwäche, sondern Voraussetzung für gute Beziehungen.
Laura rät:
- Erkenne deine Belastung an.
- Übe, Verantwortung zu teilen – nicht alles kontrollieren zu wollen.
- Finde Routinen, die für dich UND dein Umfeld tragbar sind.
Erste Schritte, um Mental Load im Alltag zu reduzieren
Du fragst dich: Wo fange ich an?
Laura empfiehlt:
- Erstelle mit deinem Partner eine vollständige Aufgabenliste.
- Verteile Verantwortungsbereiche – nicht nur Einzelaufgaben.
- Reflektiert regelmäßig, was funktioniert und was nicht.
Tipp: Testet für eine Woche, wie es sich anfühlt, wenn eine Person komplett die Verantwortung für einen bestimmten Bereich übernimmt.
Zukunftswunsch: Neue Rollenbilder und mehr Wertschätzung
Laura wünscht sich für die nächste Generation Eltern:
- Mehr Anerkennung für Care-Arbeit
- Klare Kommunikation auf Augenhöhe
- Eine Auflösung starrer Rollenbilder
- Und mehr gemeinsame Verantwortung
🎧 Höre die ganze Folge hier und finde heraus, wie du Schritt für Schritt deinen Alltag leichter gestalten kannst – mit mehr Klarheit, Gleichberechtigung und Verständnis.

