Negatives Framing: Wie Worte unsere Wahrnehmung beeinflussen

Lisa Holtmeier • 21. Februar 2025

In der Kommunikation, sei es in den Medien, der Politik oder im alltäglichen Gespräch, kommt es nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern auch wie es gesagt wird. Die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, kann unsere Wahrnehmung erheblich beeinflussen. Ein Phänomen, das in diesem Kontext immer wieder auftaucht, ist das sogenannte negative Framing. Doch was genau steckt dahinter, und wie wirkt es sich auf unsere Entscheidungen und Sichtweisen aus?


Was ist negatives Framing?

Framing bezeichnet den Prozess, bei dem Informationen in einen bestimmten Kontext gestellt oder "gerahmt" werden. Dies kann dazu führen, dass die gleiche Information unterschiedlich wahrgenommen wird, je nachdem, wie sie formuliert oder präsentiert wird. Negatives Framing ist dabei eine besonders wirksame Methode, bei der der Fokus auf negativen Aspekten einer Situation gelegt wird – selbst wenn die zugrunde liegende Nachricht insgesamt neutral oder positiv ist.


Ein einfaches Beispiel zur Veranschaulichung:

  • Positives Framing: „90 % der Menschen haben den Test bestanden.“
  • Negatives Framing: „10 % der Menschen haben den Test nicht bestanden.“

Obwohl beide Sätze die gleiche Information vermitteln, wird der zweite Satz, der sich auf das Scheitern konzentriert, als deutlich negativer wahrgenommen. Das liegt daran, dass unser Gehirn sensibel auf negative Informationen reagiert und diese stärker gewichtet als positive Nachrichten. Dies hat tiefgehende Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung von Ereignissen, Produkten und sogar Menschen.


Wie wirkt negatives Framing?

Die Auswirkungen von negativem Framing auf die Wahrnehmung sind enorm und können unser Verhalten auf subtile Weise beeinflussen. Negative Formulierungen aktivieren bestimmte kognitive Prozesse, die zu emotionalen Reaktionen führen, wie Angst, Sorge oder Unsicherheit. Dies hat verschiedene Auswirkungen:

  1. Verzerrte Wahrnehmung
    Wenn negative Aspekte im Vordergrund stehen, überbewerten wir oft die Risiken oder Probleme einer Situation. So kann der Eindruck entstehen, dass eine Entscheidung oder Handlung gefährlicher oder schwieriger ist, als sie tatsächlich ist.
  2. Verstärkung von Ängsten und Sorgen
    Besonders in den Medien und in der Politik wird häufig negatives Framing eingesetzt, um bestimmte Emotionen zu wecken. Nachrichten über mögliche Gefahren oder Risiken werden oft dramatisch formuliert, was zu einer verstärkten Wahrnehmung von Bedrohungen führen kann, auch wenn die Wahrscheinlichkeit des Eintretens gering ist.
  3. Verhaltensänderung
    Negatives Framing kann unser Verhalten beeinflussen. Beispielsweise führt eine negative Betonung eines Risikos oft dazu, dass wir Entscheidungen vermeiden oder abwägen, die wir unter positiver Darstellung als weniger riskant ansehen würden. Ein klassisches Beispiel ist die Verwendung von Versicherungen: Die Betonung von Schadensfällen und Risiken führt dazu, dass Menschen häufiger eine Versicherung abschließen, als es bei einer positiven Darstellung des Produkts der Fall wäre.


Warum nutzen Unternehmen und die Medien negatives Framing?

Negatives Framing wird oft strategisch eingesetzt, um bestimmte Reaktionen zu erzielen. Besonders in den Medien und der Werbung ist diese Technik weit verbreitet, um Aufmerksamkeit zu erregen und die Dringlichkeit einer Situation zu erhöhen. Ein News-Bericht, der sich auf die negativen Folgen einer Entscheidung konzentriert, sorgt meist für mehr Klicks und Diskussionen, als ein Bericht, der die positiven Aspekte hervorhebt.

Auch in der Werbung wird negatives Framing genutzt, um Ängste und Unsicherheiten der Konsumenten anzusprechen. Werbestrategien, die mit der Angst vor einem Verlust oder Schaden spielen, zielen darauf ab, eine Reaktion hervorzurufen, die den Konsumenten dazu motiviert, sofort zu handeln.


Wie kann man negatives Framing erkennen?

Das Erkennen von negativem Framing ist der erste Schritt, um sich von seiner Wirkung zu befreien. Hier sind einige Hinweise, wie du negatives Framing in der Kommunikation identifizieren kannst:

  • Achte auf die Betonung: Wird der Fokus auf Probleme oder Risiken gelegt? Oftmals wird in Berichten und Gesprächen nicht die Tatsache hervorgehoben, dass etwas gut läuft, sondern die mögliche Gefahr oder der Nachteil.
  • Wörter und Ausdrücke: Negative Ausdrücke wie „Scheitern“, „Fehler“, „Verlust“ oder „Krise“ können Hinweise auf negatives Framing sein.
  • Vergleiche und Kontraste: Wenn zwei Situationen verglichen werden, könnte negatives Framing die Wahrnehmung verzerren, indem der negative Aspekt stärker betont wird.


Die Macht der positiven Perspektive

Obwohl negatives Framing mächtig und weit verbreitet ist, gibt es auch eine Gegenbewegung: positives Framing. Hierbei wird die gleiche Information so formuliert, dass der Fokus auf den Vorteilen, Chancen und positiven Aspekten liegt. In unserem Beispiel würde dies folgendermaßen aussehen:

  • Positives Framing: „90 % der Menschen haben den Test bestanden.“ (Statt sich auf die 10 % der Misserfolge zu konzentrieren, wird der Erfolg betont.)

Durch eine positive Darstellung wird die Wahrnehmung der Situation oft optimistischer und offener. Dies kann uns nicht nur helfen, eine ausgewogenere Sicht auf die Welt zu entwickeln, sondern auch dazu führen, dass wir zu produktiveren, proaktiveren Entscheidungen kommen.



Fazit

Negatives Framing beeinflusst uns viel stärker, als wir oft denken. Es kann unsere Wahrnehmung und unsere Entscheidungen erheblich verändern, indem es den Fokus auf Risiken, Ängste und negative Aspekte legt. Ein kritisches Bewusstsein für diese Technik ist der erste Schritt, um sich nicht von negativen Darstellungen leiten zu lassen. Wenn du also das nächste Mal auf eine Nachricht stößt oder eine Entscheidung zu treffen hast, versuche, die Informationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Positives Framing kann ebenso mächtig sein – und oft der Schlüssel, um eine optimistischere und realistischere Sicht auf eine Situation zu entwickeln.

Achte darauf, wie du die Welt siehst – deine Perspektive kann den Unterschied machen.

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