Erwartungen in Freundschaften sichtbar machen – Balance, Nähe und Selbstfürsorge

Lisa Holtmeier • 1. Oktober 2025

Freundschaften sind mehr als nur schöne Begegnungen. Sie sind unser soziales Immunsystem – sie machen uns gesünder, glücklicher und widerstandsfähiger. Doch oft werden sie durch unausgesprochene Erwartungen, stillschweigende „Verträge“ oder das Gefühl, nur gebraucht, aber nicht gewollt zu sein, belastet.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • warum Freundschaften so wichtig für unsere Gesundheit sind (Social Health)
  • wie du Balance in Freundschaften findest
  • warum „Du meldest dich nur, wenn …“ so verletzend ist
  • wie Selbstfürsorge dir hilft, Klarheit zu bekommen
  • und wie du im Erwachsenenalter neue Freunde finden kannst


Warum Freundschaften so wichtig für unsere Gesundheit sind

Die berühmte Harvard Study of Adult Development zeigt: Nicht Geld oder Status, sondern enge und stabile Beziehungen sind der wichtigste Faktor für Gesundheit und Lebenszufriedenheit.

Fehlende Freundschaften oder soziale Isolation erhöhen dagegen das Risiko für:

  • Depressionen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Demenz

Freundschaften wirken also wie ein „soziales Immunsystem“: Sie reduzieren Stress, fördern Resilienz und verlängern unser Leben. Dieses Konzept nennt man Social Health – also die Bedeutung sozialer Verbundenheit für unsere körperliche und psychische Gesundheit.


Freundschaft im Gleichgewicht – Balance finden

Balance bedeutet nicht, dass sich beide Personen exakt gleich oft melden. Viel wichtiger ist das Gefühl von Fairness und Wertschätzung.

👉 Beispiel: Eine Freundin meldet sich selten, aber wenn, dann mit voller Aufmerksamkeit. Das kann näher verbinden als tägliche Nachrichten.

Tipp: Zähle nicht, wie oft sich jemand meldet – achte darauf, wie verbindend die Momente sind.
Und wenn sich etwas unausgeglichen anfühlt: Sprich es ehrlich und wertschätzend an.


Unausgesprochene Verträge in Freundschaften

Viele Freundschaften haben stille Regeln: sich zum Geburtstag melden, regelmäßig schreiben, an wichtigen Tagen präsent sein.

Das Problem: Diese Regeln sind oft einseitig.

  • Für dich ist ein Anruf selbstverständlich.
  • Für deine Freundin reicht ein Emoji.

Tipp: Formuliere deine Erwartungen als Wünsche – nicht als Vorwürfe:

  • „Mir bedeutet es viel, wenn du dich an meinem Geburtstag anrufst.“
  • „Ich würde mich freuen, wenn wir uns einmal im Monat bewusst verabreden.“


„Du meldest dich nur, wenn du etwas brauchst“

Dieser Satz verletzt viele Menschen, weil er Nähe in Frage stellt.

Doch ein Perspektivwechsel hilft: Manche Menschen melden sich genau dann, wenn sie Vertrauen haben – wenn sie Hilfe brauchen. Für sie ist das Ausdruck von Nähe.

So kannst du reagieren:

  • Statt: „Du meldest dich nur, wenn du was willst.“
  • Lieber: „Ich freue mich, dass du mir vertraust, wenn du Hilfe brauchst. Gleichzeitig wünsche ich mir auch mal ein Gespräch einfach so.“

Auch hier gilt: Prüfe, ob dir diese Form der Freundschaft auf Dauer guttut – oder ob du Grenzen setzen möchtest.


Freundschaft & Selbstfürsorge

Gesunde Freundschaften entstehen, wenn beide Seiten ihre Bedürfnisse kennen und benennen.

Fragen an dich selbst:

  • Erwarte ich Nähe – oder habe ich Angst, vergessen zu werden?
  • Gebe ich mehr, als mir guttut?
  • Erwarte ich von meiner Freundschaft Dinge, die ich auch selbst erfüllen könnte?

👉 Selbstfürsorge bedeutet: deine Bedürfnisse ernst nehmen, Ich-Botschaften nutzen und keine Aufopferung von dir selbst zu verlangen.

Wenn Freunde sich wenig melden und neue Freunde finden

Manchmal melden sich Freund:innen selten, ohne dass es am Interesse liegt. Stress, Familie oder andere Lebensphasen verändern die Intensität.

Tipp: Nicht interpretieren – sondern fragen:
„Mir ist aufgefallen, dass ich mich öfter melde. Wie erlebst du das?“

Und: Sei offen für neue Verbindungen!


Neue Freundschaften im Erwachsenenalter knüpfen:

  • über gemeinsame Interessen (Sport, Kurse, Ehrenamt, Workshops)
  • über das berufliche Umfeld (aus Kolleg:innen werden Freunde)
  • über Online-Communities oder Meetups
  • mit Mut zum ersten Schritt: „Magst du mal einen Kaffee trinken?“

Denn Nähe wächst nicht durch den einen großen Moment, sondern durch Wiederholung und kleine Gesten.


7 Tipps für gesunde Freundschaftskommunikation

  1. Rituale einführen: feste Telefonate oder Treffen.
  2. Wertschätzung zeigen: kleine Nachrichten zwischendurch („Hab an dich gedacht“).
  3. Vorwürfe übersetzen: „Nie meldest du dich“ → „Ich würde mich freuen, öfter von dir zu hören.“
  4. Lebensphasen anerkennen: Verständnis zeigen, wenn gerade viel los ist.
  5. Transparenz leben: offen sagen, wenn du selbst gerade wenig Zeit hast.
  6. Loslassen lernen: Freundschaften dürfen sich verändern.
  7. Neue Verbindungen eingehen: aktiv Kontakte suchen – ohne Scham.


Reflexionsfragen für dich

  • Was erwarte ich von meinen Freundschaften und habe ich das jemals ausgesprochen?
  • Wo fühle ich mich gebraucht und wo wirklich gewollt?
  • Welche Freundschaft tut mir wirklich gut?
  • Welche darf sich verändern oder vielleicht sogar enden?
  • Wo wünsche ich mir neue Verbindungen und welchen kleinen Schritt kann ich heute tun?

Fazit: Freundschaft ist kein Automatismus

Freundschaften brauchen Worte, Wertschätzung und manchmal Mut.
Wenn du deine Erwartungen sichtbar machst und gleichzeitig Selbstfürsorge lebst, entsteht eine Balance, die Freundschaften tragfähig und gesund macht – für Herz, Geist und Körper.

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